Vollständige Fassung

Jahresbericht 2023

Das Jahr 2023 war voller Höhepunkte und gespickt mit wichtigen Ereignissen. Unbestrittenes Glanzlicht war die Nominierung des Museums im Schloss für den Kulturpreis: die Kulturkommission hat unser Museum zusammen mit den «Filmnächten Münsingen» mit dem Münsinger Kulturpreis 2023 geehrt.

Peter Theilkäs, Präsident der Museumskommission bis 31.3.2024

Editorial

Glanzlicht Kulturpreis

Zu den wichtigen Aktivitäten zählte die vom Kanton Bern lançierte Gedenkausstellung «Zeder - Zeichen der Erinnerung», die eindrücklich der vielen Schicksale gedachte, die zu Opfern der Praxis fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen wurden. Für den Herbst standen die Konzeption und Realisierung der Zusatzausstellung «Verkehrswege» an, welche wir im Rahmen der Inbetriebnahme der Entlastungsstrasse erarbeitet haben.

Ebenfalls weiterverfolgt wurden die Abklärungen im Zusammenhang mit der Übernahme des gesamten Nachlasses von Friedrich Traugott Wahlen. Die Ausstellung «Stadt werden - Dorf bleiben» stiess in der Bevölkerung auf gute Resonanz und wurde von vielen Einzelpersonen und Gruppen besucht und von interessanten Anlässen begleitet. Neben all diesen Aktivitäten ging es überdies darum, dem Museum für die zukünftige Entwicklung solide Strukturen aufzubauen und die erarbeitete Strategie umzusetzen. Ausführlicheres lesen Sie in den nachfolgenden Beiträgen - viel Vergnügen bei der Lektüre und herzlichen Dank für Ihr Interesse am Museum Münsingen.


Plakate auf dem Dorfplatz
Eines der 20 Ausstellungsplakate

Sonderausstellung auf dem Dorfplatz

«Unterwegs»

Am 9. September 2023 wurde die Entlastungsstrasse Nord eingeweiht. Aus diesem Anlass entstand die Plakatausstellung «Unterwegs», die nicht für die Präsentation im Museum konzipert wurde, sondern für den öffentlichen Raum. So war das Museum für einmal auf dem Dorfplatz präsent und brachte Geschichte und Geschichten zu den Leuten.

Streifzug durch die Verkehrsgeschichte

Die Ausstellung unternahm unter dem Motto «Unterwegs» einen Streifzug durch die Entwicklung, Geschichte und Bedeutung der verschiedenen Verkehrswege. Münsingen, von alters her ein bedeutender Knotenpunkt, hat bereits zu Römerzeiten, im Mittelalter und dann auch in der Neuzeit in vielerlei Hinsicht verkehrstechnische Bedeutung gehabt oder erlangt. Die Ausstellung griff unter anderem die Bedeutung der Aare als Verkehrsweg auf, die Geschichte des Eisenbahn, Strassen- und Autobahnbaus durch das Aaretal oder die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs.  Auf insgesamt zwanzig Tafeln wurden die verschiedenen Verkehrswege von den Römern über die Wege im Kirchspiel Münsingen bis zu den Wander- und Velowegen auf prägnante Weise dargestellt. Die Openair-Ausstellung in den Herbstmonaten 2023 auf dem Dorfplatz stiess bei den Passantinnen und Passanten auf reges Interesse. Für das Museum ein Ansporn, in Zukunft regelmässig im Aussenraum kleinere Ausstellungen zu präsentieren.

Alle Ausstellungsplakate ansehen


In Schönschrift geschrieben und sorgfältig illustriert
Fotografien und Objekte aus der Sammlung Wahlen
Einblick in die Wahlen-Gedenkstube auf dem Appenberg

Sammlung

Ein Kleinod aus der Schule

Im Jahresbericht 2022 konnten wir vermelden, dass unserer Sammlung ein kleines Juwel, eine Stumpf-Chronik, leihweise zur Verfügung gestellt wurde. Auch 2023 tauchte ein Kleinod auf: das Schulsekretariat Rebacker informierte uns, sie hätten seit längerer Zeit einige Sachen ans Museum abzugeben. Die alten Rechnungsbüchlein riefen bei uns kein Frohlocken hervor, es wurde uns höchstens bewusst, dass vor einigen Jahrzehnten unsere armen Schülerinnen und Schüler schriftlich eine siebenstellige durch eine vierstellige Zahl teilen mussten. Heute reichen, falls wir je vor dieses Problem gestellt würden, ein paar Tipper aufs Handy…

Viel aufregender bei dieser Lieferung war ein handgeschriebenes, gebundenes Buch, das Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Münsingen verfassten. Auf etwa 100 schön beschriebenen Seiten stellen sie ihr Münsingen vor, illustriert mit selbst angefertigten Zeichnungen oder Fotos. Leider fehlen überall die Namen der Verfasserinnen und Verfasser und ein Datum. Sie haben den Jahrgang 1921, das Werk wird also 1935 oder 1936 geschrieben worden sein.

Genau recherchiert, schön illustriert

Die genau recherchierten und bearbeiteten Themen decken weitgehend alles ab, was es damals über Münsingen zu berichten gab:

  • Geschichte mit den Kelten und Römern, der Franzosenzeit, Münsingen vor 50 Jahren, Heimatstube
  • Verkehrswege mit Aareschifffahrt, Landwegen und der Eisenbahn
  • alte Leute mit Zysset Kari, C.L.Lory und Herrn Lange vom Schloss
  • Bauwerke wie Kirche, Schwand, Spital, Post, HPA
  • Münsingen in allen vier Jahreszeiten
  • Spaziergänge in alle Himmelsrichtungen
  • Militärische Anlässe wie Manöver 34 und Defilee 34
  • alle Vereine vom Orchesterverein bis zu den Samaritern
  • Industrie
  • alles über die Sekundarschule (u.a. Schulwege von Allmendingen, Tägertschi, Gysenstein und Rubigen)
  • Sitten und Bräuche wie Klausentag, Viehschau, Hochzeiten usw.


Das schön gestaltete Buch entstand unter der Anleitung von Olga Biedermann, die von 1934-36 an der Sekundarschule unterrichtete.
 

Die Sammlungen in Zahlen

Bestandesentwicklung

Ende 2020

Ende 2021

Ende 2022

Ende 2023

Archivalien

18'915

18'260

18'291

18'275

Sachgüter

4'772

5'083

5'216

5'181

Kunst

 

 

 

297

Nachlass Therese Keller

1'078

1'063

1'063

1'063

Taufzettel (kommissarisch betreut)

1'764

1'873

1'874

1'874

Total

26'538

26'279

26'444

26'690

Veränderungen gegenüber dem Stand von 2022 sind darauf zurückzuführen, dass in der neuen Datenbank der Bereich "Kunst" für Gemälde, Grafik, Zeichnungen zur Verfügung steht und 297 Objekte von der bisherigen Zuordnung zu Archivalien und Sachgüter zur Kunst verschoben wurden. Weitere Objekte wurden archiviert, damit hat sich deren Gesamtzahl gegenüber dem Vorjahr um 246 erhöht.

Der Nachlass FTW – eine national bedeutende Persönlichkeit und Bürger von Trimstein 

Schon während längerer Zeit standen wir im Kontakt mit den Verantwortlichen der Stiftung, die den Nachlass von Friedrich Traugott Wahlen (1899 – 1985) betreuten, einem unserer bedeutendsten Politiker des 20. Jahrhunderts. Dabei ging es darum, den Nachlass dieses Bundesrates (1958 -1965) zu übernehmen, da der bisherige Standort auf dem Appenberg ab Herbst 2024 nicht mehr weiter zur Verfügung stehen wird. Eine kleine Arbeitsgruppe des Museums hat sich der Thematik angenommen und sucht nun nach Möglichkeiten, wie einerseits der gesamte Nachlass fachgerecht archiviert und anderseits wichtige Elemente daraus im Museum in geeigneter Form präsentiert werden können.


Die Mitglieder der Museumskommission machen mal Pause

Strategie

Von der Strategie zum Projekt

Zu der im Vorjahr erarbeiteten Gesamtstrategie wurden in fünf Arbeitsgruppen für die   Aktionsfelder «Sammeln und Bewahren», «Vermitteln», «Kommunikation», «Infrastruktur» und «Freiwilligenarbeit» Teilstrategien erstellt und in sogenannten Faktenblättern die entsprechenden Stossrichtungen, Massnahmen und Zeitpläne abgebildet. Die wichtigsten Massnahmen wurden in Projekte überführt und der jeweilige Projektverlauf auf sogenannten Projektblättern aufgezeigt. Alle Zeitpläne wurden in einer Gesamtübersicht dargestellt und auf die gesetzten Endtermine oder die knapp vorhandenen Ressourcen abgestimmt.

Am dritten Strategie-Workshop wurde der Stand der Umsetzung in den Teilstrategien aufgezeigt, diskutiert und für die weitere Umsetzung Schwerpunkte bei den Massnahmen festgelegt.

Zum Teil kurz vor Fertigstellung oder schon weit fortgeschritten sind beispielsweise ein Konzept zur verbesserten Raumnutzung im Schloss, ein Kommunikationskonzept, eine Themensammlung für die Volksschule aber auch praktische Vorhaben wie Schulungen mit der Archiv-Software und Rückmeldemöglichkeiten bei Anlässen.

Durch die bevorstehende Zentralisierung der Gemeindeverwaltung im geplanten Neubau hat sich die Arbeitsgruppe Infrastruktur Gedanken gemacht, in den frei werdenden Büroräumlichkeiten im Schloss neue Möglichkeiten anzubieten, fehlende Angebote zu etablieren und Bestehendes auszubauen und weiterzuentwickeln. Auf der Basis der 2022 erarbeiteten Strategie Museum Münsingen entwickelt die Museumskommission einen Vorschlag für eine zukünftige Raumnutzung im Schloss Münsingen.


Einer der 14 OL-Posten im Unterdorf
Jedes Kind findet sein Kostüm und seine Rolle

Vermittlung

Laufend vermitteln

Im Berichtsjahr konnten zwei neue Vermittlungsprojekte lançiert werden. Mit Informationsanlässen in den beiden Schulzentren weckte das Vermittlungsteam das Interesse der Lehrer:innen und motivierte zur Nutzung der Angebote des Museums.

Zwei spezifische Angebote wurden für die Ausstellung «Stadt werden – Dorf bleiben?» entwickelt. Im Unterdorf wurde ein Orientierungslauf mit 14 Posten zum Thema Siedlungsentwicklung realisiert. Die Bahn durch die Au zogen mit Simone und Matthias Niggli-Luder zwei Profis. Schon am Eröffnungstag zogen die ersten Neugierigen ihre Runde, jede:r im eigenen Tempo. Die Rückmeldungen von Personen, die das Unterdorf mit dem OL erkundigten, waren durchaus positiv. Dieses besondere Vermittlungsangebot, das zum Ziel hatte, Sport und Bewegung mit Geschichte zu verbinden, ist geglückt. Und es hat deutlich gemacht: Vermittlungsangebote müssen nach der Lançierung laufend gepflegt und beworben werden - im Falle des Geschichts-OLs im wahrsten Sinne des Wortes. Inzwischen wurde der OL in einen neunen SmarTrail überführt.

Auf Spurensuche

Auf der ebenfalls neu realisierten «Spurensuche» folgen Schulklassen, Familien und interessierte Erwachsene einer Karte. Sie führt zu  zwölf Standorten im Dorf. Unterwegs findet man heraus, wie es hier früher einmal ausgesehen hat und welche Geschichte zu diesen Orten gehört. Ergänzt wird der Rundgang durch ein digitales Quiz, für dessen Lösung man in der ebenfalls digital verfügbaren Ortsgeschichte recherchieren muss. Diese Detektivarbeit führt zu Aha-Erlebnissen und fördert den aufmerksamen Blick für Veränderung und Entwicklung in der eigenen Lebenswelt.

Beliebt und ausgebucht

Das «Abenteuer im Schloss» hat sich inzwischen zum «Klassiker» im Vermittlungsangebot entwickelt: auf der Entdeckungsreise durch das Schloss vom untersten Keller bis unters Dach sind die verkleideten Kinder engagiert und findig beim Lösen der gestellten Aufgabe. Gemeinsam lösen sie Rätsel und sprechen sich Mut zu, wenns beim Hexenkessel oder im düsteren Keller etwas unheimlich wird. Doch mit ihrer magischen Begleiterin Calendula kann ihnen sowieso nichts passieren.

Engagierte Arbeitsgruppe

Im Hintergrund hat die Arbeitsgruppe Vermittlung Fahrt aufgenommen. Es wurde u.a. ein Evaluationsfragebogen entwickelt, um Lehrpersonen standardmässig zu befragen nach einem Besuch eines Museumsangebots. Dieses wurde pfannenfertig – praktisch noch «warm» - getestet. Um Lehrpersonen das Vermittlungsangebot des Museums attraktiver zu machen, wurden Anknüpfungspunkte unseres Vermittlungsprogramms an den Lehrplan 21 erarbeitet. 2023 begann die Arbeitsgruppe mit der Erarbeitung eines Projekttages Ernährung in der Öle, der 2024 erstmals getestet wird.


Gemeindepräsident Beat Moser überreicht den Kulturpreis
Im Strohmuseum in Wohlen geraten alle ins Staunen
Allein geht's nicht - im Team ist (fast) alles zu schaffen
Ein Lächeln ist immer dabei - selbst beim Putzen
Ein stimmungsvoller Abend im Blumenhaus-Garten

Freiwillige Mitarbeit

Ein grosses «MERCI» an das Museumsteam

Das Freiwilligenteam des Museums im Schloss und die Ölemannen und -frauen haben auch 2023 wieder viele tausend Arbeitsstunden geleistet und mit ihrem Engagement einen wichtigen Beitrag zum Gemeindeleben, für die Kultur und den Erhalt von Kulturgütern geleistet. In der Öle wurde fleissig geölt, gepflegt und repariert. Kundinnen und Kunden gingen zufrieden mit ihrem frisch gepressten Baumnussöl nach Hause und die Ölemannen haben an diversen Märkten das goldene Öl feilgeboten.

Im Schloss hat das Museumsteam die Sonderausstellung «Stadt werden - Dorf bleiben» betreut, die römischen Mosaiken fürs Publikum geöffnet, Recherchen für die Plakatausstellung gemacht, neue Sammlungsobjekte inventarisiert und erforscht, die verschiedenen Anlässe betreut, Gruppen durch Ausstellungen und auf Rundgängen begleitet, Kinder und Klassen begeistert, gebaut, gezimmert, geputzt, geworben, Ideen gesammelt und umgesetzt.

Ein Kompliment fürs Teamwork

Damit das Resultat der vielfältigen und unterschiedlichen Arbeiten überzeugt, braucht es Teamwork. Der Beitrag jedes und jeder Einzelnen ist wichtig und trägt zum Gelingen bei. So entsteht aus den vielen kleinen Mosaiksteinchen ein Bild, an dem alle mitgearbeitet haben und das alle freut. Dass die Zusammenarbeit so gut funktioniert, liegt an der Offenheit der vielen freiwillig Tätigen und an ihrer Bereitschaft, ein gestecktes Ziel mitzuverfolgen und zu tragen. Dafür danke ich allen Freiwilligen von Herzen! Es ist immer wieder aufs Neue erfüllend und befriedigend zu sehen, wie Engagierte mit unterschiedlichsten Kompetenzen und Ideen es schaffen, an einem Strick zu ziehen. Ein grosses Kompliment an die Teams im Schloss und in der Öle!

Wertschätzung

Auch die Gemeinde und die Kommission für Kultur, Freizeit und Sport haben die Bedeutung der Freiwilligenarbeit in der Öle und im Schloss erkannt. Während den Ölemannen 2007 der Kulturpreis zugesprochen wurde, waren die Freiwilligen im Museum im Schloss 2023 an der Reihe. Die Freude war allseitig gross über dieses wichtige Zeichen der Wertschätzung für die jahrelange Arbeit. Gross war denn auch das Interesse, an der Preisverleihung im Schlossgutsaal dabei zu sein. Das Preisgeld von 2500 Franken haben wir dazu verwendet, dem Museumsteam im Rahmen eines festlichen Anlasses mit «Apéro riche» und Unterhaltung durch den Berner Liedermacher Rolf Marti den Dank für die jahrelange, ja zum Teil jahrzehntelange Freiwilligenarbeit auszusprechen.

Gemeinsam erleben

Die oben angesprochene Teamarbeit lebt vom Teamgeist. Damit das Freiwilligenteam aus Öle und Schloss regelmässig Gelegenheit hat, diesen auch ausserhalb der Arbeit zu pflegen und gemeinsam etwas zu erleben, finden der jährliche Ausflug und das Essen für alle Freiwilligen statt. Der Ausflug führte uns im Berichtsjahr ins Strohmuseum im aargauischen Wohlen und in die Klosterkirche Muri. Den Bericht zum Ausflug hat Pascal Staudenmann, Mitglied des Inventarteams im Schloss, verfasst.
Auch das Freiwilligenessen im Garten des Blumenhauses wurde dank herrlichem Wetter, bester frischgebackener Pizza von Pizza d'Amico, einem bunten Salat- und einem verführerischen Dessertbuffet vom Rosebeck zu einem stimmungsvollen und fröhlichen Anlass.


Museumspost

Mit der elektronischen Museumspost informieren wir Sie vier bis sechs Mal im Jahr über Aktuelles vor und hinter den Kulissen. Kurz, knapp und bunt.

Was läuft vor und hinter den Kulissen?

Was läuft im Schloss und in der Öle? Welche Anlässe finden statt? Woran arbeitet das Museumsteam?

Danke!

Schön, dass wir Sie auf dem Laufenden halten dürfen. Danke für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung der Kultur vor Ihrer Haustür.

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