Vier Varianten
Die Varianten 1 und 4 wurden in einer Konzeptstudie vertieft untersucht. In der Folge wurden im Verkehrsrichtplan 2010 die beiden Konzepte Nord und Süd planerisch vorgesehen.
Variante 1 wurde 2014 verworfen. Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) teilte der Gemeinde Münsingen mit, dass auf der Autobahn A6 keine weiteren Ein- und Ausfahrten geplant und gebaut werden können. Diese würden den Verkehrsfluss auf der Autobahn beeinflussen und die Verkehrssicherheit gefährden. Damit war es auch nicht möglich, die bereits bestehenden Ein- und Ausfahrten bei der Raststätte Münsingen zu benutzen. Es verblieb nur noch die Variante 4 Entlastungsstrasse Nord.
«Befahren statt bewahren» – Ja zur ESN
Zur Lösung des Münsinger Verkehrsproblems stellte man der Bevölkerung 2014 ein 3-stufiges Vorgehen vor: die « Sanierung der Ortsdurchfahrt », den Bau der « ESN » sowie die « Verbindung der Industriestrasse von der Belpbergstrasse bis zur Sägegasse ». Dieses « Dreierpack » soll das Dorfzentrum aufwerten und täglich um 6 000 Fahrzeuge entlasten.
2017 genehmigte das Münsinger Parlament den Investitionskredit über 6,5 Mio. Franken für den Bau der Entlastungsstrasse: damit übernahm die Gemeinde 42 % der Gesamtkosten. Die restlichen 8,6 Mio. Franken werden vom Bund und vom Kanton Bern übernommen.
Nun war die letzte Hürde zu nehmen: der Entscheid über ein Geschäft in dieser finanziellen Grössenordnung liegt bei den Münsinger:innen. Da die geplante Strasse durch das Naherholungsgebiet Rossboden führt, war sie von Beginn an umstritten. Die Gegner:innen der Entlastungsstrasse machten mit dem Slogan « Rossboden bewahren statt befahren » auf den drohenden Verlust von Kulturland aufmerksam. Auch Denkmal-, Ortsbild- und Naturschutz brachten ihre Bedenken und Einwände vor.
Am 24. September gingen 64 % der Münsinger Stimmbevölkerung an die Urne. Schliesslich gaben 13 Stimmen den Ausschlag: Es gab 2831 Ja und 2818 Nein-Stimmen. Damit war der Investitionskredit von 6,5 Mio. Franken für den Bau der ESN bewilligt.
Vom Spatenstich zur Einweihung in genau 2 Jahren
Die Umsetzung der Entlastungsstrasse Nord in Münsingen erforderte eine intensive Planung. Die Bauabteilung der Gemeinde arbeitete mit verschiedenen Ämtern, Organisationen, Anwohner:innen und einer Begleitgruppe zusammen.
Im Herbst 2020 wurde die Baugenehmigung erteilt. Die Arbeiten begannen am 9. September 2021.
Um den Eingriff in die Landschaft möglichst gering zu halten, wurden Massnahmen ergriffen:
- Das Gebiet wird grosszügig begrünt.
- Kleinstrukturen und Kleintierdurchlässe unter den Gleisen und der Strasse werden geschaffen.
- Auf der Westseite werden historische Anlagen wie das Rondell der PZM und die Alleen auf der Grundlage historischer Pläne rekonstruiert.
Mit einer 230m langen Lärmschutzwand und dem Einbau von schallschluckenden Elementen in dem Unterführungsbauwerk werden die Anwohner:innen vor dem Verkehrslärm geschützt.
Am 9. September 2023 wird die Entlastungsstrasse Nord Münsingen nach genau 2 Jahren Bauzeit eingeweiht.