1898 beschliesst das Schweizer Volk, die Bahngesellschaften zu verstaatlichen. Damit geht die Linie durchs Aaretal 1902 an die SBB über. In den Jahren von 1913 bis 1921 mausert sich die Regionallinie zu einer international bedeutenden Transitverbindung:
1913 nehmen die BLS den Verkehr Bern-Lötschberg-Simplon auf, 1917 erfolgt die Elektrifizierung, und 1921 wird der Ausbau auf Doppelspur abgeschlossen. Die beiden Unterführungen Süd und Nord machen markante Eingriffe ins Strassennetz nötig. Die Bahnpassagiere müssen aber noch Jahrzehnte auf eine ungefährliche Querung der Gleise warten.
Ausbau
Von 1976 bis 1991 wird die Bahnin-frastruktur massgeblich ausgebaut. Züge können künftig mit 160 km/h verkehren, vor allem aber werden moderne Bahnhöfe mit Unterführungen für die Fussgänger:innen und erhöhten Perrons gebaut. 1985 wird der neue Münsinger Bahnhof eingeweiht: Im Volksmund wird er zunächst mit « maurischer Basar » betitelt, doch die Architektur überzeugt. Die Ausweitung des Orts- und Regionalbusnetzes in den folgenden Jahren und der Bau eines Bushofs lassen das Bahnhofquartier zur Verkehrsdrehscheibe werden.
Für die kommenden Jahre sind Ausbauten geplant. Ein viertes Gleis soll von der Westseite her direkt zugänglich sein und den Viertelstundentakt der S-Bahn nach Bern ermöglichen. Eine zusätzliche Unterführung wird es dem Langsamverkehr auf der Belpbergstrasse erlauben, das Bahnareal fast wieder wie zur Zeit des Niveauübergangs zu queren.
Schneller, häufiger, bequemer
Der erste «Fahrtenplan» von 1859
zeigt, dass die Linie durch das Aaretal zunächst wichtig ist als Zufahrt zu den Oberlän der Seen und für den aufstrebenden Tourismus in Thun, Interlaken und Brienz. Die Münsinger:innen benutzten den Zug wahrscheinlich vor allem für den Besuch der Märkte, Besorgungen und die Pflege geschäftlicher Beziehungen. Arbeitspendler:innen hätten es schwer gehabt: Von der Abfahrt des Frühzugs nach Bern bis zur Rückkehr dauert es sage und schreibe 15 Stunden.
Die Anzahl Züge mit Halt in Münsingen steigt erst nach dem Ende des 2. Weltkriegs signifikant an, vor allem wegen der wachsenden Zahl der Pendler:innen. Über Jahre macht sich Münsingen für Schnellzugshalte stark – meistens mit wenig Erfolg. Beliebt ist allerdings ein Schnellzug, der kurz vor Mittag Bern verlässt und ein rasches Mittagessen zu Hause ermöglicht. Ein abendlicher Schnellzugshalt wird dem in Münsingen wohnenden SBB-Generaldirektor zugeschrieben: Se non è vero, è ben trovato…
Die Einführung des Taktfahrplans 1982, des S-Bahn-Betriebs im Raum Bern 1987 sowie die Schaffung des Regio-Express « Lötschberger » 2006 bringen für Münsingen einen ÖV-Quantensprung. Brig und Zweisimmen werden ohne Umsteigen erreichbar. Neues Rollmaterial bringt einen Fahrkomfort, der vor 100 Jahren der ersten Klasse vorbehalten war. Mit der Übernahme des Reisezentrums 2022 ist der Bahnbetrieb nun vollständig in der Hand der BLS.